Die Bedeutung von Reaktivierungen von Bahnstrecken für die Entwicklung ihrer Region wird auch in Niedersachsen von immer mehr Gebietskörperschaften erkannt. Ein erstes Zeche dafür sind Resolutionen, die sich für die Reaktivierung ihrer Bahnstrecken aussprechen. Dies haben viele Kreistage und Kommunen schon in der Vergangenheit, aber es werden in der Gegenwart immer mehr. Eine Zusammenstellung der uns bekannten Resolutionen finden sie hier:

Bremervörder Zeitung 21.07.20
Freie Fahrt für den Personenverkehr
Der Stader Kreistag hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause eine Resolution verabschiedet, die sich für die Wiedereröffnung der Strecke Stade – Bremervörde stark macht. 
Die Kommunen im Kreis Rotenburg haben aufgrund ihrer räumlichen Nähe auch die Weiterverbindung via Osterholz- Scharmbeck nach Bremen im Blick. Im Stader Kreistag ging die Initiative von den Kreistagsabgeordneten Kersten Schröder-Doms (SPD) und Hartmut Holthusen (Grüne) aus. Die Strecke mit der offiziellen Betitelung Stade – Hesedorf ist auch 26 Kilometer lang und würde Teile der Kreisstadt Stade und die Samtgemeinde Fredenbeck für den schienengebundenden Nahverkehr erschließen. 

Bremervörder Zeitung 30.04. / 01.05.20 Sitzung am 29.04.2020 Rotenburger Kreistag
Normalität in Krisenzeiten
Wenngleich einer der zentralen Tagesordnungspunkte, die Reaktivierung von Bahnstrecken im Landkreis, eine aus Sicht der Beteiligten erfreuliche Besonderheit aufwies. Fünf Fraktionslogos (sic!) über einem Antrag habe es in dieser Legislaturperiode noch nicht oft gegeben, freute sich der CDU-Fraktionsvorsitzende über die Gesprächsbereitschaft aller Beteiligten. Die an die für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zuständige Landesregie- rung gerichtete Resolution von CDU, SPD, WFB, Grünen und FDP zur Reaktivierung der Bahnstrecken Stade – Bremervörde – Osterholz, Zeven -Tostedt und Bremervörde – Zeven -Rotenburg wurde gestern einstimmig angenommen. Der Kreistag sende somit ein „Signal der Geschlossenheit“ in Richtung Hannover, sagte Prietz. 
Der Rotenburger Kreistag greift mit seiner Resolution eine Initiative aus dem Landkreis Stade auf. Dort plädiert mittlerweile eine breite politische Mehrheit für die Wiederbelebung der Strecke Stade – Bremervörde für den Personennahverkehr. Nachdem Grüne und SPD im Landkreis Rotenburg weitgehend identische Anträge einbrachten, einigten sich die Ro- tenburger Kreistagsfraktionen nun auf einen umfangreicheren Ansatz. Der Kreistag begrüßt in seiner Resolution nicht nur eine bessere Anbindung des ländlichen Raumes durch den Ausbau von ÖPNV (Bus) und SPNV (Bahn) sowie Initiativen des Landes Niedersachsen zur Reaktivierung von Bahnstrecken für Personenzüge im Allgemeinen. Er bittet die zuständige Landesregierung zudem, alle Hindernisse zu benennen, die einer Reaktivierung der drei genannten Bahn- strecken im Wege stehen und zu prüfen, ob bestehende Hürden durch einen geänderten Bewertungsrahmen aus dem Weg geräumt werden können. 

Bremervörder Zeitung 30.05.2020 (S. 11)
Bahnstrecke soll reaktiviert werden
Bremervörder Stadtrat: Einstimmig votierten die Ratsmitglieder für eine an die niedersächschische Landesregierung gerichtete Resolution, in der sich der Stadtrat für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Bremervörde nach Stade ausspricht. 

Bremervörder Zeitung 17.09.2020
Antwort aus Hannover steht noch aus
Der Stader Kreistag hat eine Resolution an die Landesregierung verabschiedet um die Wiederbelebung der EVB Bahnstrecke zwischen Stade und Bremervörder zu erreichen. Eine Antwort aus Hannover steht noch aus. Die EVB, die betroffene Stadt Stade und die Samtgemeinde Fredenbeck sprechen über die Realisierungschancen.

Bremervörder Zeitung 12.10.2020
Zevener wollen Zug fahren
Der erste Satz umfasst gleich den politischen Willen, der zum Ausdruck kommen soll: „Die Mitglieder des Rates der Samtgemeinde Zeven sprechen sich mit Nachdruck für die Reak- tivierung der Bahnstrecken Tostedt-Zeven und Bremervörde- Rotenburg aus. Zur Erreichung der Ziele des Klimaschutzes und zur besseren Anbindung des ländlichen Raums werden Aktivi- täten für den Ausbau von SPNV (Bahn) und ÖPNV (Bus) ausdrücklich begrüßt. Der Rat der Samtgemeinde Zeven unterstützt daher nachhaltig mögliche Initiativen des Landes Niedersachsen zur Reaktivierung von Bahnstrecken für den Schienenpersonennahverkehr.“ 

Kreiszeitung Syke Dezember 2020
Rückenwind für die Bemühungen zur Reaktivierung der Bahnstrecken des Sulinger Kreuzes gibt es nun vom Stadtrat Sulingen.
Sulinger Stadtrat unterstützt Wiederaufnahme des Bahnverkehrs, Strecken sind wichtig für den Güterverkehr, Querung der Bahntrasse soll möglich werden.
Die Strecke Bassum-Bünde soll erhalten werden, ebenso die Strecke Sulingen-Nienburg, sofern eine Querung der Bahntrasse möglich ist (drei Enthaltungen, zwei Nein-Stimmen), die Reaktivierungsbemühungen werden unterstützt, wobei eine Ertüchtigung für klimaschützende Antriebe und eine Anbindung an die Oberzentren wünschenswert sei (zwei Enthaltungen, drei Nein-Stimmen), die Zubringerfunktion des ÖPNV aus dem Sulinger Land soll berücksichtigt werden und die Interessen der Stadt werden dem Land Niedersachsen vorgetragen (jeweils drei Nein-Stimmen und keine Enthaltung).

Resolution, die am 23.3.2020 vom Stader Kreistag verabschiedet wurde:

Resolution betreffend Reaktivierung der Bahnstrecke Stade – Bremervörde 

Wir fordern die Niedersächsische Landesregierung auf: 

  1. Die Hemmnisse, die eine Reaktivierung der Bahnstrecke Stade – 

Bremervörde verhindern, sind kurzfristig zu ermitteln und zu benennen. 

  1. Die Hindernisse sind ggf. durch einen situationsgerechten 

Bewertungsrahmen kurzfristig zu überwinden. 

  1. Erforderliche investive Maßnahmen sind aus den Fördermitteln des 

Bundes (GVFG) zu finanzieren. 

Begründung:

Zu 1.
Die Reaktivierung der Bahnstrecke Stade – Bremervörde ermöglicht eine umweltfreundliche Verkehrsanbindung alter und neuer Siedlungsschwerpunkte im Landkreis Stade (Stade – Riensförde – Hagen – Deinste – Fredenbeck – Kutenholz) und weiter bis in den Landkreis Rotenburg. Darüber hinaus ist sie Erschließungsachse für eine mögliche weitere Wohngebietsentwicklung und geeignet, eine Steigerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) zu begrenzen oder diesen sogar zu reduzieren. Sie stellt dann auch eine leistungsfähige, schnelle Verbindung der beiden Mittelzentren Stade und Bremervörde her. 

Zu 2.
Mithilfe der Standardisierten Bewertung, einem bundesweiten Verfahren zur gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Untersuchung von Projekten des öffentlichen Personennahverkehrs, wurden auch in Niedersachsen aufgegebene Bahnstrecken auf ihre Reaktivierungswürdigkeit untersucht. Strukturell begünstigt dieses Verfahren jedoch Verkehrsanlagen in Ballungsräumen, deshalb hat auch die Strecke Stade Bremervörde, welche bevölkerungsschwache Räume erschließen und aufwerten soll, in diesem Verfahren keine Chance. Das Gesamtinteresse des Landes ist darauf angelegt, die vielfach überforderten Verdichtungsräume (Wohnraum, Verkehr etc.) zu entlasten. Eine zügige Reaktivierung würde diesem Interesse dienen. 

Zu 3.
Die Bahnstrecke Stade – Bremervörde ist insgesamt in einem guten Zustand; dies gilt uneingeschränkt für den Gleiskörper und die Bahnübergänge, die bereits überwiegend signal- und schrankengesichert sind. Lediglich die ehemals vorhandenen und ein neuer Haltepunkt erfordern für die rechtlichen und tatsächlichen Bedürfnisse vergleichsweise geringe Investitionen. Dazu sollte das Land einen Teil der Regionalisierungsmittel des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) einsetzen. 

Mit dieser interfraktionellen überparteilichen Initiative wird das Land aufgefordert, die vielfach bekundete Absicht, den ländlichen Raum zu stärken, durch aktives Handeln zu unterlegen. Außerdem ist dieses Projekt geeignet, mit vergleichsweise geringem Aufwand ein zukunftsfähiges ökologisch und ökonomisch sinnvolles Verkehrsprojekt mit vielfältigem raumstrukturellem Nutzen zu realisieren.